Kommentar – Weg mit den ablenkenden Spielereien. Surfen, simsen, E-Mails daddeln, die Autoindustrie feiert jeden neuen Infotainment-Gau in Neufahrzeugen als Gottes Geschenke an die Menschheit. Nun hat der ADAC bestätigt, was der gesunde Menschenverstand schon lange verinnerlicht hat:
Die Bedienung der Infotainment-Spielsachen während der Fahrt lenkt lebensgefährlich ab. Also: Weg damit!“
Beim Telefonieren mit dem Handy während der Autofahrt sind die Regeln für den Fahrer klar: Auf frischer Tat ertappt sind 40 Euro Strafe und ein Punkt in Flensburg fällig. Das Mobiltelefon am Ohr lenkt schließlich ab und ist damit eine potentielle Gefahr. Jede Tätigkeit, die der Mensch am Steuer neben dem Fahren ausübt, ist folgerichtig eine Gefahrenquelle, die abgestellt gehört. Wie sehr Spielereien mit Radio, Musikanlage, Navi und Co. tatsächlich ablenken, hat nun der ADAC mit umfangreichen Untersuchungen in der Praxis ermittelt. Nur die Änderung oder Einstellung eines Senders im Radio lenkt zwischen zwei und vier Sekunden lang vom Verkehrsgeschehen ab. Bei Tempo 130 legt das Auto dabei im Blindflug zwischen 70 Meter und 140 Meter zurück. Das entspricht einer Länge entlang eines Sportplatzes und bis zur Mittellinie zurück, ohne das ein Blindenhund warnend knurrt.
Die Autohersteller, die zur Verbesserung der aktiven und passiven Sicherheit Milliarden investieren und ständig neue Assistenzsysteme aus dem Hut zaubern, haben auf der anderen Seite keine Probleme, ihre Infotainment-Angebote für Neuwagen stetig zu erweitern. Die avisierte junge Zielgruppe büßt bekanntlich nach wenigen App- und Smartphone-losen Sekunden komplett jede Befähigung ein, ihr hedonistisches Lebensglück zu genießen. Deshalb beschert die permanente Infotainment-Aufrüstung Festplatten für Tausende Musiktitel, die zur zeitintensiven Fahndung nach dem Lieblingslied ebenso einladen, wie Einstellmöglichkeiten für die elektronische Spielwelt in der Mittelkonsole, die sich in ihrer Vielfältigkeit sowieso im Sumpf mit dem Namen „Antworten auf Fragen, die keiner gestellt hat“, verirren.
Angesichts des exponentiell ansteigendenden Gefahrenpotentials durch die Bedienung der schönen neuen Spielwelten im Auto während der Fahrt, kann die Forderung nur lauten: Schluss mit Spiel und Spaß für Mann und Frau am Steuer. Thomas Lang/mid tl/mid
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