Sensorgesteuerte Bodenleuchten sollen künftig Zebrastreifen absichern.
Rund 34.000 verunglückte Fußgänger zählte die Bundesverkehrsstatistik im vergangenen Jahr, 124 davon kamen bei Unfällen an vermeintlich sicheren Fußgängerüberwegen und -furten ums Leben.
„Fußgängerüberwege werden von Kraftfahrern nicht so respektiert wie Ampeln“, erklärt Professor Bernhard Friedrich vom Institut für Verkehrswirtschaft der Leibnitz Universität Hannover. Vor allem Kinder sind gefährdet von Autofahrern übersehen zu werden.
?Musste denn erst etwas passieren?, so eine Anwohnerin, nachdem in ihrer Straße Umbauten an einem Zebrastreifen beschlossen wurden ? veranlasst durch den Unfalltod eines siebenj?hrigen M?dchens. Gerhard Schmid, B?rgermeister im baden-w?rttembergischen Deizisau, wollte es nicht soweit kommen lassen. In seiner rund 6.570 Einwohner z?hlenden Gemeinde wurde am 31. August, gerade rechtzeitig vor Ende der Schulferien, der erste durch LED-Unterflurleuchten markierte Zebrastreifen Deutschlands eingeweiht. Das von der M.VSM Verkehrstechnik-Service-Montage GmbH entwickelte Konzept könnte in Zukunft nicht nur die Aufmerksamkeit der Autofahrer an Fußgängerüberwegen erhöhen, sondern auch Kreuzungen im Zuge von Fahrradwegen oder unbeschrankte Bahnübergänge absichern.
Der Zebrastreifen in der Olgastra?e in Deizisau war schon lange Gefahrenpunkt: Auf der einen Stra?enseite die Grund- und Hauptschule des Ortes, auf der anderen eine B?ckerei und ein Bastelladen. In den Pausen und nach Schulschluss st?rmen nicht selten Kinder ?ber die Stra?e, um einzukaufen. ?Hinzu kommt, dass die Olgastra?e als Durchgangsweg durch den Ort stark befahren ist?, berichtet Schmid. Ganz in der N?he des Zebrastreifens, so der B?rgermeister, h?tten sich bereits Unf?lle ereignet. Eine Ampelanlage war an der engspurigen Stra?e unm?glich, sie h?tte den Verkehrsfluss zu stark behindert und w?re mit ihren langen Reaktionszeiten f?r ungeduldige Kinder auch zu langsam gewesen. Als die ortans?ssige Firma M.VSM mit einem Vorschlag an ihn herantrat, wie die Fu?g?nger auf dem ?berweg auch ohne regulierende Ampel besser gesichert werden k?nnte, war der B?rgermeister sofort interessiert. Die Besichtigung des Probebetriebs auf dem Gel?nde des Unternehmens ?berzeugte ihn schlie?lich.
Verkehrstechnik in Verbindung mit Elektrotechnik und Stra?entiefbau sind die Spezialgebiete von M.VSM, das in Deutschland den Markt im Bereich LED-Leiteinrichtung in Tunneln anf?hrt. Die Idee, die Markierungsleuchtkn?pfe, so der Fachbegriff f?r die hier zum Einsatz kommenden LaneLights, nicht nur zur Kennzeichung von Fahrspuren zu verwenden, sondern damit auch Zebrastreifen hervorzuheben, stammt aus dem Mutterkonzern des Unternehmens, der ?sterreichischen SWARCO-Gruppe. Seit einigen Jahren schon werden in der Alpenrepublik LaneLights an gef?hrlichen Fu?g?nger?berwegen installiert, f?r die erste derartige Anlage in Deutschland wurde das System allerdings mit einem neuartigen Detektions- und Steuerungssystem ausgestattet.
Sensorgesteuerte Zebrastreifen-Leuchtmarkierung
N?hert sich ein Fu?g?nger dem Zebrastreifen erkennen Radarsensoren auf der gegen?berliegenden Fahrbahnseite die Bewegung und aktivieren die LaneLights. Ihr gelbes Blinken weist Autofahrer un?bersehbar auf den Zebrastreifen und den die Stra?e ?berquerenden Passanten hin. Nachdem dieser den ?berweg verlassen hat, schalten sich die Leuchten von selbst wieder ab. ?Um sicherzustellen, dass die Leuchtmarkierung nicht auch von jemandem ausgel?st wird, der nur auf dem B?rgersteig entlang geht, haben wir die Sensoren so eingestellt, dass sie nur reagieren, wenn eine gewisse Ann?herungsgeschwindigkeit an den ?berweg gegeben ist?, erkl?rt Peter Hirth, Gesch?ftsf?hrer von M.VSM.
Die Sensorkopplung der Lichter bietet verschiedene Vorteile: Zum einen spart die bedarfsgerechte, automatische Aktivierung der LaneLights Strom und schont das Material. Zum anderen wird so ein Gew?hnungseffekt der Autofahrer an die Markierung vermieden, wie er bei immer gleicher Stra?ensituation entstehen k?nnte. Damit die Sensoren einen weiten Bereich ?berwachen k?nnen, werden sie in einer H?he von etwa vier bis f?nf Metern angebracht. Von dort erfassen sie zuverl?ssig die Vorg?nge im eingestellten Bereich und leiten, wenn n?tig, ein Signal ?ber einen kleinen Schaltschrank an die Unterflurleuchten weiter. Das System bleibt unterhalb der Regelungsschwelle einer Ampelanlage und verst?rkt doch die Position des Fu?g?ngers im Stra?enverkehr.
Wartungsarme und kosteng?nstige Beleuchtung durch LED
Die unter dem Markennamen ?Lanelight? vertriebenen Markierungsleuchtkn?pfe werden bei SWARCO Futurit hergestellt und bestehen aus einer Einbauschale aus seewasserfestem Aluminium und einem aus einer speziellen Edelstahllegierung gefertigtem Oberteil. Darin gesch?tzt liegt die Elektrik f?r die stufenlos dimmbaren LED-Leuchtdioden, die eine maximale Lichtst?rke von ?ber 100 Candela entwickeln k?nnen. Durch die zweiteilige Bauweise l?sst sich die Leuchte im Fall eines Defekts rasch austauschen, ohne dass die Stra?endecke nochmals ge?ffnet werden muss.
Generell k?nnen die LEDs wei?, rot oder gelb strahlen, f?r den Einsatz als Zebrastreifenmarkierung ist in Deutschland aber nur das gelbe Licht zugelassen. Der geringe Strom, der f?r die weniger als vier Watt verbrauchenden Leuchten ben?tigt wird, speist sich w?hrend der Nacht aus der normalen Stra?enbeleuchtung. Gleichzeitig wird nachts eine Batterie aufgeladen, welche die Markierungen f?r den Betrieb tags?ber, wenn die Stra?enlaternen ausgeschaltet sind, oder bei kurzzeitigen Stromausf?llen weiter mit Energie versorgt. Die Leuchten sind dank ihrer robusten Optik aus kratzfestem und witterungsbest?ndigem Borofloatglas und ihrer stabilen Bauweise nahezu wartungsfrei und erreichen eine Lebensdauer von bis zu 100.000 Betriebstunden. Aus Bodenh?he strahlen sie ihr Licht in einem Winkel ab, der genau auf die H?he herannahender Fahrzeuge eingerichtet ist.
F?r einen sechs Meter langen ?berweg werden pro Fahrtrichtung f?nf LaneLights veranschlagt, f?r die engspurige Olgastra?e in Deizisau wurden je drei auf beiden Seiten des Zebrastreifens verbaut. Die Markierungsleuchtkn?pfe werden mit einem ?berstand von nur drei bis vier Millimetern vor der Farbmarkierung des ?berwegs in die Stra?e eingelassen. Ein Zwei-Kompontenten-Kaltvergussmittel verschlie?t danach die bei der Installation in den Asphalt gefr?sten Nuten und Bohrungen wasserdicht, so dass es im Winter nicht zu Frostsch?den am Belag kommt. Selbst Schneepfl?ge k?nnen die Leuchten problemlos ?berfahren. Der gesamte Montagevorgang dauert in der Regel nicht l?nger als zwei Tage und kostet ? je nach den ?rtlichen Gegebenheiten ? einschlie?lich der Ger?te und der Aufh?ngung f?r die Sensoren zwischen 6.000 und 9.000 Euro. Die weiteren Betriebskosten sind aufgrund des niedrigen Stromverbrauchs der Anlage fast gleich Null.
BASt-gepr?ft und tausendfach bew?hrt
Bereits 2002 wurden die LaneLights von SWARCO Futurit durch die Bundesanstalt f?r Stra?enwesen (BASt) gepr?ft. Die Leuchten erf?llten dabei alle Anforderungen, die in den 2001 aufgestellten Anforderungen an Markierungsleuchtkn?pfe vom Bundesministerium f?r Verkehr, Bau- und Wohnungswesen erhoben worden waren. Inzwischen sind die LaneLights weltweit als Fahrspurmarkierungen an un?bersichtlichen oder schlecht beleuchteten Fahrbahnabschnitten, wie etwa in Tunneln, im Einsatz.
Markierungsleuchtkn?pfe zur besseren Erkennung von Querungen wie Zebrastreifen fallen unter Absatz 1, Artikel 3 der ?Richtlinien f?r die Anlage und Ausstattung von Fu?g?nger?berwegen?. Darin wird erkl?rt, dass die Sicherheit von ?berwegen durch ?erg?nzende bauliche Ma?nahmen? verbessert werden kann. Das nordrhein-westf?lische Ministerium f?r Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr hat in seinen 2002 erschienenen ?Empfehlungen zum Einsatz und zur Gestaltung von Fu?g?nger?berwegen? ganz konkret auf LED-Blinker zur Erh?hung der Sichtbarkeit des ?berwegs in der Nacht verwiesen: ?In Kombination mit einer auff?lligen Beschilderung kann damit ein H?chstma? an Erkennbarkeit der Querungsstra?e erreicht werden.?
Laut dem Verkehrsexperten Professor Friedrich wurde in Fachkreisen der Einsatz von LaneLights auch an Fu?g?ngerquerungen ?ber die Schienenstr?nge von Stra?enbahnen bereits diskutiert. M.VSM-Gesch?ftsf?hrer Hirth denkt inzwischen noch in eine andere Richtung weiter: ?Das System lie?e sich beispielsweise auch an Kreuzungen im Zuge von Fahrradwegen einsetzen.? Dort k?nnten die Markierungsleuchten Autofahrer rechtzeitig warnen, dass sich ein Radfahrer auf einem bevorrechtigten, querenden Radweg n?hert. B?rgermeister Schmid hat an den entsprechenden Pl?nen bereits Interesse bekundet: ?Es gibt in Deizisau einige unfalltr?chtige Stellen, an denen Stra?en auf Fahrradwege m?nden. Die Leuchtmarkierungen k?nnten auch dort zur Absicherung verwendet werden.? Im Moment ist er aber erstmal zufrieden, dass es f?r die Kinder in seiner Gemeinde mit dem ersten Lanelight-verst?rkten Zebrastreifen Deutschlands wieder ein St?ck sicherer geworden ist. M.VSM Verkehrstechnik-Service-Montage GmbH
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